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Nocturne

by MöbiusBænd

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1.
Ouverture 05:25
am anfang war die stille. am ende wohl auch. dennoch ist sie uns unerträglich: das schweigen zweier menschen – eine flüchtige bekanntschaft – am tisch eines cafés, die stille nach dem coitus (omne animal post coitum triste) das schweigen am abgrund eines noch offenen grabes. das endgültige schweigen eines uns unbekannten menschen, der, vor uns liegend, die augen wie im schlafe geschlossen hält, während an uns noch alles fliesst und wir ahnungslos bleiben von jener stille.
2.
Die Nächte, sie kommen. Die Tage, sie fliehn. Ich möcht nur dem Regen beim Fallen zusehn. ich hab schon vergessen, das Haar, das mich streift, die Hand, die zärtlich nach meiner Hand greift. Die Tage, sie kommen, die Nächte vergehn. Ich singe die Lieder trotz alledem und quäle die Worte, bis es sich reimt, und glaub noch daran, der Mond ist mein Freund. Ich habe geträumt: Wenn die Meere verwüsten, tanzt du sorglos durch Pfützen wie‘n Kind. Und als die Wolken vom Himmel fielen, hast du sie einfach wieder angepinnt. Die Stunden drehn träge ihre Kreise im Glas. Der Horizont rostet, wir liegen im Gras und sehen den Wolken beim Wolkensein zu. Ich zähle und zähle, doch wohin gehst du? Die Jahre verrinnen, was wird uns noch bleiben, wenn am Morgen auch noch die Amseln schweigen? Nur das Gras, in dem wir gestern noch lagen wird nicht vom Winde fortgetragen. Ich habe geträumt: Wenn die Meere verwüsten, tanzt du sorglos durch Pfützen wie‘n Kind. Und als die Wolken vom Himmel fielen, hast du sie einfach wieder angepinnt.
3.
Der Drachen 07:45
Laut treibt der Wind vom stillen Balkon, Regen quer zum Horizont. Wege mäandern, verschwinden im Nichts, verfolgt von Motten. Sie streben zum Licht, das wir nicht sehen. Und du sagst: Sieh mit mir dahin! Und du fragst: Erkennst du den Sinn? Doch ich sag: Ich bin blind. Nachts zieht der Regen, geworfen ans Fenster die selben Gassen, die selben Gespenster. Dunst malt Konturen gravierend in die Nacht, deren Körper sind leer und unendlich nackt, nach denen du greifst. Und begreifst: Das bin ja ich. Und verneinst: Ich erkenne mich nicht. Und du zeigst auf mich. Ode an einen Vielflieger: Ein Drachen, entflohen aus Kinderhand. Peitscht durch die Lüfte. Segelt übers Land. Verdeckt mit seinen bunten Schwingen die Sonne. Entblößt die aufgesetzen Dinge. (Have you seen the accident outside?) Ein Unfall. Sieben an der Zahl. Schuld, Finsternis. Dunkelheit - obwohl es Tag. Falter, Käfer - hunderte, tausende - Motten. Flügelschlag. Siehst du da hinten am Horizont Gespenster am Fenster, vom Balkon, auf dem du stehst. Und sagst: Ich schnapp mir die Luft Und du sagst: Es gibt mehr als genug. Und ich sag: Das ist gut.
4.
Wieder so ein Tag. Wieder so allein. Wieder stürzt der Abend über mich herein. Wieder diese Kneipe mit Wiedergängern voll. Und wieder das Ertrinken im Fluss aus dunklem Moll. Und wieder das Begehren und wieder diese Lust. Und wieder dieses Sehnen, ertrunken in dem Durst. Wieder kein Entrinnen, es rinnt doch nur der Schnaps. Die schöne Frau im Zwielicht. Mir stockt der erste Satz. Stattdessen wieder Johnny am Tresen neben mir, singt wieder Seemannslieder und fährt hinaus aufs Meer. Mit ihm die ganze Meute. Und wieder Seemannsgarn von Mädchen und von Häfen, in denen sie niemals waren. Ich tanz‘ allein übers Kopfsteinpflaster, nur der Schnaps führt mich hinaus zum Tanz. Du sollst die Nacht nicht vor dem Morgen loben. Zurück bleibt nur ein fremder Glanz. Kopfüber auf dem Tresen mal‘ ich den Weg zu dir mit Resten meines Schnapses. Doch es ist erst halb vier. Am Grund der leeren Gläser verbrennen diese Stunden. Schenkt nach – und lasst uns träumen und graben in den Wunden. Ich tanz‘ allein übers Kopfsteinpflaster, nur der Schnaps führt mich hinaus zum Tanz. Du sollst die Nacht nicht vor dem Morgen loben. Zurück bleibt nur ein fremder Glanz.
5.
Rauhnacht 10:21
Der Wind schlägt Worte von den Lippen, der Himmel himmelt querfeldein. Der Zeremonienmeister auf des Heupferds Rücken beschwört der alten Götter Reim. Und auf des Mondes dunkler Seite, dort tanzen wir im Rausch der Feen und flüstern unbekannte Worte – doch niemand wird sie je verstehen. Sag die Formel – sprich mir nach: wir brechen durch hinab zum Grund Omnes nubes animalia … nubes animalia sunt. Ein purpurn Nebel umfängt uns bleiern und ein behaarter Fisch steigt draus empor, selbst unser Tanz verhallt ekstatisch. Auch der Apostel schweigt im Chor. Die Nacht verendet dann voll Stille, zurück bleibt unser leeres Herz. So reite weiter, Zeremonienmeister, grüß mir den Horizont im nächsten März. Sag die Formel – sprich mir nach: wir brechen durch hinab zum Grund Omnes nubes animalia … nubes animalia sunt.
6.
Wenn du trunken dir am Morgen im Spiegel gegenüber stehst und deine Blicke schon die ersten Totenflecken an dir ahnen und deine Finger auf der Brust nach neuen Schmerzen tasten, nach den Schmerzen, die du gestern an dir noch nicht fandest. Und wenn du dann am Küchentisch die fünfte Zigarette rauchst und während du noch ganz benommen der Stimme in der Ferne lauscht. Bedrohlich dröhnt das Radio: Die Inzidenzen steigen. Dein Blick schweift dann zum Fenster raus, die schwarzen Vögel schweigen. Dann weißt du es, nun wird es ernst, du aber sagst: Doch nicht für mich. Doch du weißt: Nun ist es ernst – doch störe meine Kreise nicht – störe meine Kreise nicht. In deiner Zeitung kommst du nicht über die Überschrift hinaus und du grüßt selbst nur noch fremd die Nachbarin im Treppenhaus. Und deine Tür schließt du dann leise hinter dir gleich zweimal zu. Und am Abend spielst ganz dann mit dir selbst noch Blinde Kuh. Dann weißt du es, nun wird es ernst, du aber sagst: Doch nicht für mich. Doch du weißt: Nun ist es ernst – doch störe meine Kreise nicht – störe meine Kreise nicht.
7.
Nocturne 10:41
Ein samt‘ner Mantel legt sich wallend sacht, bedeckt das Licht mit ewig dunkler Stille. Am Tor des Wahns erwartet mich die Nacht, Dionysos zerrt mich in seine Höhle. Das Mondlicht teilt erhaben nun die Zeilen. Und selbst die Uhr dreht sich doch nur im Kreis. Was gäb‘ ich, könnte ich doch noch verweilen. Mein Herz schlägt schwach, ich spür es nur noch leis. Falls ich sterbe unter Pyramiden, übers Auge flieht ein Silberfisch. Vom Himmel stürzen wild die Perseiden, vielleicht sterb‘ ich heute doch noch nicht. Wann bin ich denn das letzte Mal gestorben ? Kopfüber lieg ich, finde keine Ruh. Das Gift entweicht aus allen meinen Poren. Die Sterne sehen mir beim Sterben zu. Verwelkt ist längst auch schon der Flieder. Zum Abschied werd‘ ich keine Briefe schreiben. Ich werd‘ erwachen doch am Morgen wieder. Verloren reite ich auf den Gezeiten. Falls ich sterbe unter Pyramiden, übers Auge flieht ein Silberfisch. Vom Himmel stürzen wild die Perseiden, vielleicht sterb‘ ich heute doch noch nicht.

about

Nocturne – i.e. " it will be night" – emerged as a musical form in the Baroque period, which is not fixed in its instrumentation and sentence structure, but after the texts and first compositions had been written, it almost forced us to be the title of the current CD. 7 pieces that revolve around this moment, which can be read as "night pieces", because they draw that moment between today and tomorrow, between wakefulness and sleep, between evening and eternal night. The moment of gliding down, of transition, perhaps also that moment between life and death.

in the beginning there was silence. nevertheless, it is unbearable for us: the silence of two people – a fleeting acquaintance – at the table of a café, the silence after the coitus (omne animal post coitum triste), the silence on the abyss of a still open grave. the final silence of a person unknown to us, who, lying in front of us, keeps his eyes closed as if in sleep, while everything is still flowing on us and we remain clueless of that silence.




Nocturne – also: „Nacht werdend“ – als Musikform in der Zeit des Barock entstanden, die in ihrer Besetzung und Satzstruktur nicht festgelegt ist, drängte uns, nachdem die Texte und ersten Kompositionen geschrieben waren, geradezu als Titel der aktuellen CD auf. 7 Stücke, die um diesen Moment kreisen, die eben als „Nachtstücke“ gelesen werden können, denn sie zeichnen jenen Moment zwischen dem Heute und dem Morgen, zwischen Wachsein und Schlaf, zwischen Abend und der ewigen Nacht. Dem Moment des Hinabgleiten, des Übergangs, vielleicht auch jenem Moment zwischen Leben und Tod.

am anfang war die stille. am ende wohl auch.dennoch ist sie uns unerträglich: das schweigen zweier menschen – eine flüchtige bekanntschaft – am tisch eines cafés, die stille nach dem coitus (omne animal post coitum triste), das schweigen am abgrund eines noch offenen grabes. das endgültige schweigen eines uns unbekannten menschen, der, vor uns liegend, die augen wie im schlafe geschlossen hält, während an uns noch alles fliesst und wir ahnungslos bleiben von jener stille.

credits

released September 15, 2022

Ænne Helsbakken
vocals, electric-guitars, keyboards, soundeffects, drums, xylophone
Rannug Nillok
vocals, bassguitar, accoustic and electric-guitars, piano, drum-machines, percussion, "bass-cello", Kravik lyre

Choirs in "Overture" M.Hildebrandt [Audiyou]

music & lyrics: © MöbiusBænd
recordings: Eisvogel-Studio [Freising], Moles Keller [Dresden]
mixed & mastered: Olli Löwe

drawings: Holger Triltsch [holger-triltsch.net]
graficdesign: MøbiusDesign
thanks to: Ute Moles and mistletoe [Audiyou]

license

all rights reserved

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about

MöbiusBænd Germany

MöbiusBænd is a experimental music project - maybe better: it‘s a laboratory. The group was founded in 2019 by Ænne Helsbakken and Rannug Nillok. The friends compose their songs track by track at different locations, so the songs exist only as the recordings. The musicans call their idea „Music for the infinite loop". The lyrics were written only in german language and want have a literary claim. ... more

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