We’ve updated our Terms of Use to reflect our new entity name and address. You can review the changes here.
We’ve updated our Terms of Use. You can review the changes here.

Denn die Wolken sind Tiere

by MöbiusBænd

/
  • Compact Disc (CD) + Digital Album

    Mit dem Album „Denn die Wolken sind Tiere“ (2021) spüren die Musiker der MöbiusBænd der literarischen Figur des „Baal“ aus dem gleichnamigen Brecht-Stück nach: aus dem ersten flüchtigen Blick in den Brecht-Text wurde in den vergangenen 12 Monaten eine Inspration.

    Baal, »der Provokatör, der Verehrer der Dinge, wie sie sind, der Sichausleber und der Andreausleber« (B. Brecht), es entstanden eigene Texte und Kompositionen entlang der Schablonen, die Brechts frühes Stücks liefert. So wurden die Texte eine Balance, die einerseits wesentliche Szenen des Stücks spiegelt, gleichzeitig die eigenen Ränder, Abgründe und Positionen in Beziehung zur literarischen Figur des Baal auszuloten versucht.

    Eine Balance zwischen Abstoßung und die Anziehung, einer Annäherung und vor allem einer Suche: Nach Baal in uns selbst.

    Includes unlimited streaming of Denn die Wolken sind Tiere via the free Bandcamp app, plus high-quality download in MP3, FLAC and more.
    ships out within 5 days
    Purchasable with gift card

      €15 EUR or more 

     

  • Streaming + Download

    Includes unlimited streaming via the free Bandcamp app, plus high-quality download in MP3, FLAC and more.
    Purchasable with gift card

      €7 EUR  or more

     

1.
Narrentanz 05:39
Im grellen Licht tanzt toll der Narr, frenetisch saugen eure Ohren, geborgte Worte stapeln hoch. So manche hat ihr Herz verloren. Der Narr gebärdet sich im Rausch, spielt auf das Hohelied der Triebe: „Der Himmel offen, manchmal gelb und voll von Leibern, bleich vor Liebe.“ * Ekstatisch lasse ich es brennen: den Beichtstuhl; wohl auch eure Gier. Ich bin der Narr, den ihr ersonnen, doch Blicke schenkt ihr nicht dafür. Ich sing die Moritat des Baal, doch taug‘ ich mehr zur Elegie. Du aber schenkst dein Herz nicht dem, der seelenschwarz und küsst ihn nie. Wenn dann verendet ist die Nacht. Der Saal entleert, grau färbt das Licht. Des Narren Lied und Tanz erloschen, reiß‘ mir die Schminke vom Gesicht. Und ja, ich habe dich belogen. Mein schwarzer Hut ist nur geliehen. Gedichte hab‘ ich dir geschrieben - um heute Nacht bei dir zu liegen. (* nach Bertolt Brecht: Baal)
2.
Kokon 04:38
Ich hab‘ mir einen Plan erdacht und einen Kokon ersponnen und mir ein Morgen konstruiert, nicht jedes Spiel gewonnen. Hab‘ abgewogen das Für und Wider und meinen Worten misstraut. Suchte dahinter verborg’ne Metaphern, habe ihnen doch alles geglaubt. Alles ist nur wie es ist, aber es bedeutet nichts. Alles ist nur wie es ist, aber es bedeutet nichts. Ich habe gesagt, am Himmel sind die Wolken doch wie Tiere. Du meintest aber, sie bedeuten nichts, sie singen nur traurige Lieder. Du hast mir geschrieben auf gilben Papier: Vertraue dem Regen am Abend. Er ist weiter nichts, als das was er ist und er hat mich mit dir fortgetragen. Alles ist nur wie es ist, aber es bedeutet nichts. Alles ist nur wie es ist, aber es bedeutet nichts.
3.
Die Sollbruchstelle verwaist, der Teil bleibt Teil vom Ganzen. Die Perforation frohlockt, nur kurz, aber jetzt … Die Koexistenz - ein Leben im Glas. Die Freiheit vor Augen: angel‘ mich … So sehn ich mich nach dir. Nach Kirsch, nach Feld, nach Himmel. Nicht Herd, nicht Kind, nicht... Ich leide, ich weine, ich ... Die Nacht kommt stets alleine, doch wir sind hier zu zweit. Ein Stein, ein Schlag, ein ... Einsam, allein ... Nun lieg ich hier am Ufer, die Bäume werfen Erde auf mich und ich sinke.
4.
Salome tanzt 06:42
Am Ufer ein Gedränge. Ihr lechzt nach Attraktion. Obolus auf der Zunge, das ist des Fährmann Lohn. Wir zeigen Euch vorm Abgrund, wie Eure Träume sind und schlachten den Johannes. Gebt Acht - das Spiel beginnt. Spiel auf, du Totengeiger, schlag Saiten nicht so leis‘, zum Tanz der Salomé wie Oleander rot und weiß, wie sieben schwarze Schleier im goldenen Abendglanz. Es tanzt die Ballerina für Euch den Totentanz. Ihr Tanz kost‘ mir den Kopf, nun werde ich geteilt. Los Henker, zögre jetzt nicht. Ich lieg‘ hier schon bereit. Herodes springt von Throne. Das Publikum, es kreischt! Nur Salomé, sie tanzt noch, ihr Haar fällt sinnlich weich. Kopf ab! – Ich dank dir Henker! Nun singt die Marseillaise. Es tropft mein Blut wie Honig jungfräulich in den Schnee. Mein Kopf fällt in die Schale, dem König präsentiert den Kopfwunsch die Prinzessin. Sie küsst ihn ungeniert. Ach, Henker, hätts‘t geschwiegen: Nun fleddert mich das Volk. Der Pfarrer zieht am Darme, so hätt‘ ich‘s nicht gewollt. Der Krämer zerrt schon gierig die Innereien vom Tisch. Frau Bürgermeisterin doch, sie reißt mein Herz an sich. Das Spiel geht nun zu Ende, der letzte Vorhang fällt. Ihr trottet nun zufrieden in eure brave Welt. Zurück bleibt nur noch Martha in ihrer stillen Wut. Sie sammelt all die Reste. Nur - wie entfernt man Blut? Wir starren in die Leere und niemand sagt ein‘ Satz. Die Kunst ist eine Hure! Uns bleibt ein brennend Schnaps.
5.
Melancholia 06:18
Klagt mich an oder kettet mich fest. Ich hab‘ eure Gesetze gebrochen. Ich trinke Kirsch, das Weihwasser nicht. Ich habe der Vernunft widersprochen. Und ich habe Euer Paradies geplündert. Ich stahl euch das Goldene Kalb, geschlachtet, verspeist, ausgeschieden - doch ihr habt dafür nicht bezahlt. Ich tanze vergessen und nackt im Schnee, gehe rückwärts durch die schmalen Gassen. Ich nähre den Wind mit meinem Zorn: Euer Gott hat uns längst schon verlassen. Ich bekenne, doch ich widerrufe nicht, solang ich noch nach allem giere. Verwüste die Wüste und weide sie ab, denn ich halte die Wolken für Tiere. Melancholia ist meine Braut, liegt des Nachts voller Inbrunst bei mir, schmiegt sich an mich mit warmer Haut wie ein großes wollüstiges Tier. Ich brenne, verbrenne die Sterne mit Gier. Ich singe dazu die zornigen Lieder. Ich färbe den Regenbogen blau, so blau wie einst den wilden Flieder. Sperrt mich ein oder foltert mich. In mir ist noch Himmel genug. Ich bin der Zellkern, doch die Zelle nicht, weil Himmel und Wind mich forttrug.
6.
Raststätte 03:17
Im milden Frühlingsduft schlägt ein Knie im Rhythmus von Melancholie sanft gegen Borke und Ast. Fortwährend, doch ganz ohne Hast. In der Nähe klagt erkennbar ein Kranichpaar. Es stelzt über Wiesen, es sucht Futter, sie sind zurück. Manch anderer widersetzt sich dem Glück. Plastikfolie wickelt sich um Strauch. Drei 99, 10 Meter Schnur gräbt sich tief in Rinde und Haut. Darüber die Haare, fahl und zerzaust. Das Pärchen gegenüber hat noch gar nichts bemerkt, als er sie umgarnt, sich präsentiert und er wie im Wahn nach ihr giert. Da gibt es nach, egal ob Seil oder Ast, nun ists vorbei: Mit Liebe, Leben, Ruhe und Rast.
7.
Während ich durch die Städte gehe, die immer und allerorts gleich sind. Auf Rolltreppen der Warenhäuser die Eiligen und die Schönen. In Cafés der Aktienhändler die Liebenden von Gestern, auf den Plätzen die Seligen, die glauben was zu sehen, die glauben es zu sehen: - Die apokalyptischen Tauben. Nicht alles was Gold ist glänzt und während ich mich spalte dabei in zwei ungleiche Hälften. Wir warten auf der Abraumhalde. Während ich auf Rolltreppen stehe in den Hintergrund, den Untergrund. Die Ratten feiern Ihr ewiges Fest. Schwarz färbt das Licht und es färbt mich. Ich falle hinab in den Fluchtinstinkt und zähle meine Fragmente und singe mein Lied so schön wie ein Kleid, wie Krähengesang. Es ist soweit. Während ich mich tot stelle oder meinen Totentanz tanze Während ich verfalle. Schicht um Schicht. Das Schönste ist das Nichts. Das Schönste ist das Nichts.
8.
Das Alles 03:26
Wir tanzen durch das Labyrinth, betrinken uns an Stille. Wir fallen in den Zwischenraum – orgiastisch brennt die Hölle. Und wir verdichten das Traktat, sezieren unsre Lust. Der Himmel muss nur Himmel sein, unstillbar unser Durst. Wir schwimmen durch das Weizenfeld und stehl‘n der Mädchen Blick. Nur auf den Regen ist Verlass, er fällt niemals zurück. Wir zelebrieren diesen Klang, Der Reim frisst seine Väter. Durchs Möbiusband mäandern wir und zahl’n die Rechnung später. Doch ahnen wir, das Herz ist trüb, wie Wolken in der Nacht und es ist mit dem Wind allein*, vieltausendfach entfacht. Das alles – bis zum Epilog, dem großen Trümmerfeld. Denn alles – nach dem Schlussakkord – vergeht in dieser Welt.
9.
Im Untergrunde grab ich nach mir und Schicht um Schicht land‘ ich in deinen Träumen, doch suchte ich dich nicht. Stumm schlage ich die Wolken vom Himmel bis es brennt. Die Tiere fliehn die Arche. Ich trag mein letztes Hemd. Ich rechne aus dein Herz und tausch das Resultat aus gegen meine Schmerzen. Ich bin das Attentat. Ich grabe eine Grube, doch fall ich nicht hinein. Ich dirigier‘ den Himmel. Doch – es könnt auch anders sein. Ich brenn die Hütten nieder bis auf das Fundament, darauf erricht‘ voll Zorn ich ein grausig Firmament. Ich raube eure Seelen und spiele damit Schach. Ich sing dazu wie Krähen so schön auf meinem Dach. Leg dich zu meinem Weibe und nimm sie mit zu dir, wie ich mich auch berausche, betäubts nicht meine Gier. Jetzt tötet meinen Schatten, nur lasst mich nicht allein, Oh Freund, auch ich werd‘ töten … Doch – es könnt auch anders sein.
10.
Die Landschaft aus Nebel, der Kurs unbekannt. Ich irre und setze Manifeste in Brand. Die Götter flohen vom wankenden Boot - ich glaube an nichts mehr - kein Leben, kein Tod. Mehr Nächte als Tage hat dieses Jahr, Melancholiker unterscheiden sich nicht vom Narr . Ich hab keine Ahnung und doch ahne ich, ein blinder Fleck ziert mein zweites Gesicht. An meinem Lid hängt ein Quasar, frisst unermüdlich, was das Auge nie sah. Im Ungefähr zwischen Bäumen und Rinde wohnen die Träume, wohnen die Kinder, die noch nichts wissen, die noch nichts glauben, aber es ahnen mit ihren neun Augen. Ich hab keine Ahnung und doch ahne ich, die Wolken sind Tiere und du liebst mich. Nicht.
11.
Requiem 06:58
Kopfüber das Rauschen der Bäume wirres Haar. Gerahmt nur die Zeichnung der schwarzen Vögel Schar. Ich starre ins Viereck des Himmels über mir. Die Wolken entwerfen ein flüchtig wildes Tier. Ein Zug fremder Menschen setzt sich nun in Gang, hinab in des Grundes Kühle Gesang. Der Rücken schmerzt bleiern gegen mein Gehäuse, so tragt mich auf Schultern zu dieser letzten Reise. Der Pope sabbert gelangweilt von Asche und Stein. Oh Freunde, vergesst nicht: ich werd‘ nicht Asche sein. Grabt tiefer, zwei Meter noch, nun lasst mich hinab. Das Viereck wird kleiner und jetzt brecht den Stab. Eure Münder sind Wunden, aus denen ihr sprecht. Ich kann euch noch sehen, doch ich höre euch nicht. Werft Erde, werft Steine hinab in das Loch, doch wer ohne Schuld ist, der zögere jetzt noch. Von fern klingt das Lied der toten Poeten, statt Harfen und Geigen nehmt ihr die Trompeten. Ich bekenne die Schuld, ich erwartete mehr vom Sonnenaufgang dort weit überm Meer. Auch gibt es noch Bäume, schattig und kommun. Oben, sich aufzuhängen, unten sich auszuruhen. Auch gibt es noch Bäume, schattig und kommun. Oben, sich aufzuhängen, unten sich auszuruhen.* (* nach Bertolt Brecht: Baal)

credits

released May 5, 2021

Ænne Helsbakken
vocals, electric-guitars, keyboards, soundeffects, drums, accordion, xylophone, theremin, sproken words
Rannug Nillok
vocals, bassguitar, accoustic guitar, piano, drum-machines, percussion, "bass-cello", spoken words
as guest:
Silke Meyer aka Frau Schmitt - violines, viola

music & lyrics: © MöbiusBænd
recordings: Eisvogel-Studio [Freising], Moles Keller [Dresden]
mixed & mastered: Olli Löwe

drawings: Holger Triltsch [holger-triltsch.net]
graficdesign: MøbiusDesign
images of clouds: Dimitri Svetsikas, Enrique Lopez Garre, Felix Mittermeier, Hans Braxmeier, jplenio, Michael Gaida, Nicola Giordano, Pexels [Pixabay]
thanks to: Ute Moles and ReuChristianBruhn, Platanus1, Haddock, freefall [Audiyou]

license

all rights reserved

tags

about

MöbiusBænd Germany

MöbiusBænd is a experimental music project - maybe better: it‘s a laboratory. The group was founded in 2019 by Ænne Helsbakken and Rannug Nillok. The friends compose their songs track by track at different locations, so the songs exist only as the recordings. The musicans call their idea „Music for the infinite loop". The lyrics were written only in german language and want have a literary claim. ... more

contact / help

Contact MöbiusBænd

Streaming and
Download help

Redeem code

Report this album or account

MöbiusBænd recommends:

If you like MöbiusBænd, you may also like: